Frage: „Schreiben kann doch jeder, Frau Viel. Warum sollte ich als Freiberuflerin mit ohnehin knappem Budget nun auch noch Geld für Texte ausgeben?“
Antwort: Klar, schreiben kann jeder. Es kann auch jeder seine Wohnung tapezieren, Fließen verlegen und Kinder erziehen. Trotzdem holen wir uns von Zeit zu Zeit einen Profi ins Haus und sei es nur für den erfahrenen Blick von außen und eine Beurteilung der Gesamtsituation.
Jeder Text hat ja einen ganz bestimmten Zweck und in der Regel auch einen klar definierten Leserkreis. Hier zielgenau zu treffen statt mit der Schrottflinte undifferenziert auszuteilen, ist deutlich einfacher für einen Profi mit Erfahrung in den verschiedensten Textformen, mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen, Publikationsformen und Zielgruppen. Das kann ein Unternehmer oder eine Freiberuflerin, die zwar Fachleute in ihrem Bereich sind, gar nicht leisten.
Plus man verliert zwangsläufig den neutralen Blick auf einen Sachverhalt, wenn man mitten drinne steckt.
Frage: „Ich würde Sie also unter anderem deswegen engagieren, weil sie nicht vom Fach sind?“
Antwort: Ja, genau. Einer meiner Meditationslehrer hat einmal so schön gesagt: „Man kann ein Problem nicht mit demselben Mindset lösen, das es verursacht hat.“ Diese Art von Befangenheit gilt meiner Meinung nach auch für die Hofberichterstattung aus der eigenen Feder.
In der Regel ist es viel mehr wert, wenn die Texterin sich in die Welt der Zielgruppe versetzen kann, wenn sie also leicht einen Perspektivwechsel hinbekommt. Was für Fragen haben die Leser? Was macht sie neugierig, was ist möglicherweise kompliziert und unverständlich? Diese Fragen bringt sie selbst in ihre Recherchearbeit oder in das Briefing ein und stellt so sicher, dass die Inhalte am Ende nicht nur sachlich korrekt, sondern auch lesernah transportiert werden.
Frage: „Und was macht dann aus der Texterin eine Textkünstlerin?“
Antwort: Wann etwas Kunst ist, mag natürlich durchaus auch im Auge des Betrachters liegen, also des Außenstehenden. Für mich werden Texte zu Kunst, wenn sie mehr ausdrücken als einfache Sachverhalte und Fakten. Auch das ist natürlich wichtig und ist ein wichtiger Baustein für jeden guten Text. Wirklich spannend wird es jedoch, wenn die Worte fliegen lernen, wenn zwischen den Zeilen noch eine andere Ebene mitschwingt und der Leser und die Leserin die Lektüre bereichert aus der Hand legen.
Frage: „Frau Viel, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.“